Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cascadeur: Revenant (Review)

Artist:

Cascadeur

Cascadeur: Revenant
Album:

Revenant

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-, Electro- und Space-Pop, New Age

Label: Decca Records/Universal
Spieldauer: 42:36
Erschienen: 11.03.2022
Website: [Link]

In Frankreich sorgen CASCADEUR längst für Begeisterungsstürme. Und auch der Kritiker, der hier gerade in die Tasten haut, ist begeistert, denn er, der solche Bands wie EFTERKLANG, LAMBCHOP und TINDERSTICKS oder ARCHIVE und MIDLAKE besonders gerne hört, hat von diesem französischen Indie-, Dream-, Electro-Pop-Unternehmen, das alles dafür tut, wie ein cineastisches Space-Musik-Shuttle der Marke Star Trek oder Enterprise zu erscheinen, aber hauptsächlich traumhafte, sphärische, mitunter melancholische Klangwelten in sein sternenreiches Universum schickt, bisher noch nie etwas gehört. Frevel! Frevel! Frevel!

CASCADEUR, eigentlich seit 2008 ein Solo-Projekt des singenden und komponierenden Keyboarders Alexandre Longo, der allerdings auf die Unterstützung einer Vielzahl von Rock-Musikern und oftmals auch Streicher und Chöre zurückgreift, sind bereits seit 2011, als ihr Debüt-Album „The Human Octopus“ erschien, in Frankreich wirklich angesagt. Und garantiert: Wer sich diese Band und ihr aktuelles, bereits viertes Album „Revenant“ anhört, wird große Ohren und – wenn er sich dann auf dem LP-Cover noch durchliest, dass der groß(artig)e TINDERTSICKS-Kopf STUART A. STAPLES auf einem der wenigen englischsprachigen (die meisten werden erstmals in der französischen Muttersprache gesungen) Songs namens „Wanted“ singt – zudem riesengroße Augen machen.
„Wanted“ ist eine dermaßen fette Ballade, welche sich zur Hymne steigert und mit Streichern bombastisch verfeinert wird, geworden, die sich (auch) durch Staples Gesang im Duett mit CASCADEUR-Sänger Alexandre Longo, der von Chanson bis Rock seine hohe, oftmals sehr feminin erscheinende Stimme (Man höre nur den Album-Opener „Les Ombres“!) flexibel jeder Stimmung anpasst, locker auf dem Niveau der besten TINDERSTICKS-Songs bewegt.

Bereits 2015 räumten CASCADEUR mit ihrem zweiten Album „Ghost Surfer“ den 'französischen Grammy' – Victore De La Music Award – in der Kategorie 'Best Electro/Dance-Album' ab und verweisen nunmehr bereits auf über 33 Millionen Streams ihrer Musik.
Allerdings ist von Dance- und schweren Electro-Rhythmen auf „Revenant“ (Rückkehr), ihrem nunmehr vierten Album, kaum noch etwas zu spüren, dafür aber ist es extrem atmosphärisch, hat etwas von einem Science-Fiction-Soundtrack, der von akustischen wie elektronischen Keyboards plus vielen Streichern sowie der wunderschönen (an ANTONY AND THE JOHNSONS erinnernde) Stimme lebt, ist breit instrumentiert und auch stimmungsmäßig vielschichtig, ohne dabei die melancholische Grundstimmung zu vernachlässigen, wodurch am Ende gar ein hypnotisches Feeling verbreitet wird, aus dem sich der Hörer, wenn er sich intensiv und unter Kopfhörern darauf einlässt, wortwörtlich kaum zurückzukehren vermag.

Alexander Longo, der aus einer Musikerfamilie stammt, in der von Klassik über Oper bis hin zum Jazz und SIGUR RÓS sowie PINK FLOYD eine riesengroße Rolle spielten, ließ sich von alldem auch im Rahmen seiner eigenen Musik inspirieren. Die Musik ist für ihn das entscheidende, statt die Person dahinter, weswegen er live in einer Verkleidung auftritt, welche von einer Biker-Actionfigur, die er als Kind besaß, inspiriert ist und den Figuren auf seinen LP-Covern ähnelt.

Longo meint dazu, dass er sich verkleidet, weil er so er selbst sein kann, dadurch nur die Musik im Mittelpunkt steht und seine Verkleidung schon darauf verweist, in welche Richtung sich die Musik bewegen wird. Auch fühlt er sich samt seinem hinter einer Maske verborgenem Gesicht auf diese Weise viel sicherer und muss nicht zu viel von sich preisgeben.

Für sein aktuelles Album „Revenant“ verändern CASCADEUR ihr Outfit mit neuem Helm und riesigem roten Stern auf dem an Batman gemahnenden Umhang. Das alles trägt eine noch kosmischere Komponente in sich und ist einerseits auf dem LP-Frontcover und in vierfacher LP-Größe auf dem der LP beigelegten Poster, auf dessen Rückseite man zudem sehr übersichtlich und richtig gut lesbar alle Texte sowie die Haupt-Charaktere dieser Space-Platte findet, zu bewundern. Das Album verfolgt somit ein Konzept, das auch zweisprachig funktioniert und in dem gleich vier Charaktere auftauchen, die allesamt auch mit einem Song bedacht worden sind: The Young, The Joker, The Respirator und The Revenant.
Im Zentrum steht die von Young gestellte und von einem Kinder-Chor gesungene Frage, welche dann deutlich Richtung SIGUR RÓS abdriftet: „Was ist aus uns geworden?“, der sich gleich ein: „Wer sind wir?“, anschließt.
Die Fragen der Menschheit also, auf die „The Revenant“ nach Antworten sucht, ohne diese wirklich zu finden.

Manchmal rutscht die Musik bei der existenziellen Suche etwas ins Seichte ab – doch auch in diesem Falle gilt letztendlich: CASCADEUR sind eine Entdeckung aus Frankreich, die definitiv das deutsche Musik-Lebensgefühl um eine südländische Note mit utopischer Vision samt hypnotischer Stimm(ung)en bereichern.
Une véritable découverte de la beauté musicale (Eine echte Entdeckung musikalischer Schönheit)…

FAZIT: Der singenden und komponierenden sowie in Frankreich hochverehrte Keyboarder ALEXANDRE LONGO versteht sich selber als einen 'musikalischen Bildhauer'. Sein Musik-Kunstwerk nennt der Franzose CASCADEUR: ein Stuntman also, der sich auf seinem vierten Album „Revenant“ in ein Indie-Space-Dream-Pop-Universum fallen lässt und mit seiner hohen, an Anthony Hegarty (ANTONY AND THE JOHNSONS) sowie Casper Clausen (EFTERKLANG) erinnernden Stimme französische und englische Texte zu einer der Wirklichkeit sehr nahe kommenden Utopie verwebt. Traumhafter, sphärischer und melancholischer Electro-Pop, bei dem aber auch das Klavier und jede Menge Streicher sowie ein Kinder-Chor nicht zu kurz kommen. Selbst Freunde der TINDERSTICKS kommen bei dieser LP, die mit einem großen Poster als Beigabe aufwartet, sicher in Versuchung, denn beim Song „Wanted“ ist Stuart A. Staples Longos Duett-Partner und verleiht der Musik genau die Atmosphäre, die wir von seiner eigenen Band nur zu gut kennen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3080x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Seite A (21:07):
  • Les Ombres (3:44)
  • La Promesse (3:19)
  • Young (4:11)
  • Back To Life (2:51)
  • Respirator (3:09)
  • Rapaces (3:53)
  • Seite B (21:29):
  • Joker (3:16)
  • Nuit (4:01)
  • In A Dream (2:43)
  • Silence (4:27)
  • Wanted (feat. Stuart A. Staples) (3:01)
  • Revenant (4:01)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich um keine Farbe: rot, gelb, blau, sauer

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!